Enok’s Abenteuer
Eine Geschichte für Kinder, aber auch für Erwachsene
Es war einmal ein junger Wolfsspitz namens Enok, der mit seinen gerade vier Monaten voller Neugier und Abenteuerlust in seine neue Familie kam. Seine Zweibeiner, liebevolle Menschen mit einem großen Herzen, lebten in einem wunderschönen Haus mit einem blühenden Garten, der vor Farben und Leben strotzte. Enok war mit seinen vier Monaten ein bezauberndes kleines Wesen, mit einem schneeweißen Fell und einer schwarzen Schnauze, das ihn wie einen kleinen Eisbären aussehen ließ. Böse Zungen behaupteten, er sähe aus wie ein kleines Schaf.
Als Enok in sein neues Zuhause eintrat, war er sowohl aufgeregt als auch ängstlich. Von Eintreten konnte hier allerdings kaum die Rede sein, denn sein neues Herrchen trug ihn liebevoll und vorsichtig hinein. Die Welt war für einen so jungen Welpen ein riesiger Ort, voller Geräusche und Gerüche, die er noch nicht kannte. Der Hausflur war etwas beengt, doch als sie die Türe öffneten, traten sie in einen großen Essraum, der nahtlos in ein wunderschönes Wohnzimmer mit direktem Blick und Ausgang in den Garten überging. Sein neues Frauchen öffnete die Terrassentür und lockte ihn mit hoher Stimme zu ihr in den Garten zu kommen.
Die Vögel zwitscherten laut im Garten, und das Rascheln der Blätter schien ihn mehr zu erschrecken als ihn zu erfreuen. Enok wusste, dass er hier willkommen war, und das gab ihm Trost und so konnte er den Abschied von seiner Hundefamilie besser verkraften. In der Familie lebte auch ein älterer Hund, ein rauhaariger Elo namens Quirino. Quirino war ein erfahrener und weiser Hund, der schon viele Abenteuer erlebt hatte. Als Enok ihn zum ersten Mal sah, war er überwältigt. Quirino
war so viel größer und hatte ein sanftes, beruhigendes Wesen, mit dunkelbraunen rauhaarigen langen Fell und ganz lieben bernsteinfarbenen Augen. Er sah fast aus wie ein Braunbär, dachte sich Enok. Die beiden Hunde begegneten sich vorsichtig. „Hallo, kleiner Freund“, schnüffelte Quirino freundlich. „Komm her, ich zeige dir den Garten!“ Enok war weißhaarig und hatte lebhafte dunkle Augen und eine schwarzhaarige Schnauze mit glänzender schwarzer Nase. Seine Ohren waren etwas pelzig, standen aufrecht und waren auch dunkelhaarig. Er hatte eine prächtige Mähne um den Hals. Man könnte meinen, dass er kleiner Eisbär ist.
Enok’s Augen leuchteten auf. Der Garten war ein Ort voller Wunder. Bunte Blumen blühten überall und ein großer Kirschbaum beschattete eine kleine Wiese. Enok folgte Quirino vorsichtig heraus und sah sich staunend um. Zuerst waren da die bunten Schmetterlinge, die von Blume zu Blume tanzten. Enok wollte sie fangen, aber sie waren zu schnell für ihn. „Du musst es mit Geduld versuchen“, riet Quirino: „Sie kommen immer wieder, wenn du nicht zu aufdringlich bist.“ sagte Quirino zu ihm.
Langsam begann Enok zusammen mit Quirino die Wiese zu erkunden. Während sie herumtappten, kam ein Ball ins Spiel. Quirino kickte den Ball mit seiner Schnauze vorsichtig an und Enok konnte nicht widerstehen. Plötzlich sprang er vorwärts, seine Ängste vergessend – der Ball war in seiner Nähe! Nichts konnte ihn jetzt aufhalten. Dann machte es plötzlich: „Plumps, gefolgt von einem hohen Japsen!“ Enok ist in den kleinen Gartenteich gefallen. Quirino eilte bellend herbei, gefolgt von seinen neuen Zweibeinern. Sein Herrchen zog ihn vorsichtig heraus und setzte ihn wieder auf den Rasen ab. Von diesem Schreck musste sich Enok erst einmal erholen. Mit zitternden Beinen ging er vorsichtig Richtung Quirino. Der stupste ihn liebevoll mit seiner Schnauze an und meinte: „Was machst du denn für Sachen. Du bist doch kein Eisbär, auch wenn du so aussiehst. Nun haben dich die Teichbewohner auch gleich kennengelernt!“ Dann lachte er und machte wieder eine Spielaufforderung zu Enok. Beide Hunde spielten und tollten den ganzen Nachmittag. Enok fühlte sich immer sicherer in seiner neuen Umgebung.
Quirino wurde nicht nur sein Spielgefährte, sondern auch sein Lehrer. Er half Enok, seine Ängste zu überwinden, indem er ihm zeigte, dass die Geräusche und Bewegungen der Welt nicht immer etwas Gefährliches waren. Eines Tages, als Enok noch immer dabei war, die Geheimnisse des Gartens zu erkunden, entdeckte er die erste Herausforderung, die ihn wirklich fesselte: Ein kleiner, schüchterner Gartenbesucher namens Fritzi, ein Kaninchen, das oft im Garten herumlief. Fritzi wohnte eigentlich nebenan, doch ein Loch im Zaun ermöglichte ihm seine Ausflüge in diesen Garten. Enok war sofort von dem kleinen Tier fasziniert und wollte es unbedingt näher kennenlernen.
Mit Quirino’s Unterstützung wagte sich Enok näher an das Kaninchen heran. Doch Fritzi zuckte zurück, als er den kleinen Wolfsspitz sah. Enok blieb stehen und setzte sich brav hin. „Du musst Geduld haben und freundlich sein“, flüsterte Quirino. Enok atmete tief durch und begann, leise zu bellen. Mit jedem kleinen, sanften Laut schien Fritzi weniger ängstlich zu werden. Schließlich kam das Kaninchen näher und schnupperte an Enok’s Pfote. Der kleine Wolfsspitz spürte ein neues Gefühl – Freundschaft.
Von diesem Tag an wurde Enok nicht nur ein mutigerer Hund, sondern auch ein Freund für Fritzi und viele andere Tiere im Garten. Er lernte, dass es in der Welt viele wunderbare Dinge gab, die darauf warteten, entdeckt zu werden. Im Gartenteich wohnten kleine Krokodile, so nannte sie Herrchen. In Wirklichkeit waren es kleine Lurche. Jeden Abend vor dem Schlafengehen gingen die Hunde mit Herrchen in den Garten. Mit einer Taschenlampe leuchtete Herrchen in den Teich und er sagte dann: „Komm Enok, Krokodile gucken!“ Das haben sie bis heute beibehalten. Und wenn Enok und seine neue Familie von einem der vielen Urlaube nach Hause kamen, lief Enok immer sofort in den Garten, guckte in den Teich, ob er dort die „Krokodile“ sehen konnte. Er wusste inzwischen, dass es Lurche sind. In den Wintermonaten schliefen sie und er ging trotzdem immer gucken. Könnte ja sein, dass einer der Lurche wach geworden ist und Enok direkt in die Augen sah.
In den folgenden Monaten blühte Enok auf, seine Geschwister, seine Mama und seine Züchterin vergaß er fast völlig. Jedenfalls hatte er nur dann und wann eine noch kleine Erinnerung an sie. Mit Quirino an seiner Seite erlebte er zahlreiche Abenteuer. Gemeinsam erkundeten sie die Nachbarschaft, spielten mit anderen Hunden, wo sie nur konnten. Quirino zeigte ihm alle Gassiwege, die Seen, den Wald in der Nähe und auch das Moor. Enok war sehr neugierig. Alle Hundefreunde von Quirino schnüffelten Enok ab und musterten ihn. Sie waren ja einiges an Hunderassen und Arten gewöhnt, aber so ein weißes Flauschtier mit schwarzhaariger Schnauze hatten sie noch nie gesehen. Auf jeden Fall besser als der Nackthund der vor einiger Zeit in der Nachbarstraße wohnt, so meinte es ein alter Kumpel von Quirino.
Schnell wurde Enok nicht mehr als der kleine Welpe gesehen, sondern als ein wahrer erlebnishungriger Abenteurer, der die Herzen seiner Familie eroberte und die Welt um sich herum mit Neugier und Mut entdeckte. Neu im Viertel war auch Kalle, ein Hund aus Spanien, etwas älter als Enok. Die erste Begebung von einer Straßenseite zu anderen war prägend und so wurden sie die besten Freunde. Eine wahre Schönheit wohnte auch in der Nachbarschaft. Gleichaltrig und ein Aktita-Mädchen, ebenfalls weißhaarig. Amaya. Sie hatte sich im ersten Augenblick in Enok und auch in Quirino verliebt. Sie bewunderte Q und mit Enok tobte sie gern im Garten. Etwas schwieriger gestaltete sich der Kontakt zu Sandy, die Schäferhündin (Gelbbacke, altdeutsche Hütehund) von gegenüber, denn die war sehr schnell eifersüchtig auf Amaya, auch auf Brownie, eine Wasserhündin, Perro de Aqua Espanol und auch auf Enok, wenn der Sandy nicht zu Quirino ließ.
Und so lebte Enok, der kleine Wolfsspitz, glücklich in seinem Paradies in seiner neuen Heimat. Er wurde stark und mutig, stets bereit für die nächsten Abenteuer. Und etwas noch. Enok wurde ein guter Wachhund. Sobald etwas im Garten, im Haus und später auch am Wohnwagen war, zeigte er laut und deutlich an. Das war nun seine Aufgabe, meinte er und die erfüllte er zuverlässig. Auch hat er es zu seiner Pflicht gemacht, auf Quirino aufzupassen. Wenn Quirino nachts mal in den Garten musste, übernahm Enok den Weckdienst von Herrchen und den Begleitschutz.
Wie es weitergeht mit Enok’s Abenteuer? Seid gespannt.